Gemeinde Rückersdorf * Ortschronik



Im Zehntverzeichnis des Klosters Bosau (bei Zeitz) von 1181-1214 wird unter ca. 190 Dörfern und Wüstungen auch " Rudigersdorf VI " aufgezählt uns somit erstmals erwähnt.
Die Rückersdorfer mussten 6 Schober Graben als Zehnt an das Kloster abliefern. Da das weniger als z.B. Mennsdorf mit 9 Schobern oder Jonaswalde mit 18 Schobern, kann man schlussfolgern, dass Rückersdorf ein sehr kleiner Ort war. ( Unter einem Schober hat man einen "zur Trocknung aufgestellten Haufen Getreides" zu verstehen.)
Die erste urkundliche Erwähnung Rückersdorfs findet man in einer Urkunde aus dem Jahre 1290: " K. Rudolf bestätigt dem Vogte Heinrich von Plauen für die ihm und der Stadt Erfurt geleisteten Dienste die Regalien und verleiht demselben die zum Schlosse Stein (Posterstein) gehörigen Orte Pillingsdorf und Rückersdorf."

Historische Ansicht des heutigen Ortsteils Reust
Stein (Posterstein) und somit auch Rückersdorf wurden 1290 an dem Vogt von Plauen verliehen und kam unter die Herrschaft von Ronneburgs. Da die Vögte ab 1260 den Namen Reuß annahmen, war Stein und also auch Rückersdorf längere Zeit Reußisch.
Seit dem 12. Jahrhundert führten ständige Teilungen durch Vererbung, Schenkung, Fehden und Kriege zu einer zunehmenden Zersplitterung in Deutschland. Vom Reuster Berg aus konnte man 8 kleine deutsche Länder sehen. Im 14. Jahrhundert schrieb man: " Der größte Teil des Dorfes gehört zum Herzogthume Altenburg, 14 Häuser gehören zum Königreich Sachsen und sind der Gerichtsbarkeit des Rittergutes Liebschwitz unterworfen."
Auf dem Wiener Kongress 1815 wurden die Zugehörigkeit Rückersdorfs bestätigt: Teile zu Sachsen-Altenburg, zum Königreich Sachsen und zu Sachsen -Weimar. Zeugen für die verschieden Teile Rückersdorfs sind die vielen Grenzsteine. Einige sind als historische Denkmale auf dem Wege zum Friedhof aufgestellt.
Der Schul- und Kirchenvorstand sowie das Vereinsleben wurden nicht nach altenburgischem und sächsischem Anteil getrennt, lediglich die Abgaben mussten die Sachsen, die zahlungspflichtig waren, an die sächsische Kasse in Rückersdorf und Liebschwitz aber auch an die altenburgischen Kassen in Rückersdorf machen.
Am 01. Mai 1920 entstand das Land Thüringen. In einem Volksentscheid vom 23.04.1920 konnten die Einwohner der sächsischen Enklaven selbst wählen, ob sie zu Thüringen oder zu Sachsen gehören wollen. Die Rückersdorfer entschieden sich für Sachsen. Erst 1928 kamen sie durch Staatsvertrag zu Thüringen..

Quelle: Festschrift anlässlich der Ersterwähnung von Rückersdorf vor 825 Jahren im Bosauer- Zehntverzeichnis



[zurück zur Übersicht] // Bearbeitungsstand: 05.04.2007